13. BLC 2022: Performance & excitement

Der Custom-Rahmenbau war historisch immer eng mit dem Radrennsport verbunden. Ziel war es dabei, mit dem stimmigsten, modernsten und am besten passenden Rahmen den besten Sportlern die ultimative PERFORMANCE zu ermöglichen.

Heute scheinen im Rahmenbau überbordender handwerklicher Aufwand, fantastische Details, exzessiver Materialeinsatz und teils schon fast provokativ exotische Schöpfungen ein ebenso wichtiges Element zu sein: EXCITEMENT ist das vorherrschende Motto.

Wo liegt die Wahrheit, beim einen oder dem anderen Aspekt? Oder ist eine Verschmelzung möglich, quasi als Krönung des zeitgenössischen Massrahmenbaus?

Was macht PERFORMANCE aus, ermöglich diese? Wo lässt sich mit Einzelstücken mehr herauskitzeln als mit modernen Kreationen aus den grossen Fahrrad-schmieden?

EXCITEMENT - wie, bei all dem Überfluss an guten Produkten heute, kann mit einem Massrahmen Begeisterung und Faszination ausgelöst werden? Begeisterung, die Lust macht, ein ebensolches zu besitzen und kein Bike von der Stange?

13 Teilnehmer zeigten am Bike Lovers Contest vom 12.-15. Mai 2022 im Rahmen der Cycle Week direkt am Zürcher Hauptbahnhof ihre Kreationen und versetzten die Jury und das Publikum in Erstaunen und Verzückung.

Sieger 2022

Gold: Aero-Gravel

Wim kolb, zürich / ch

Modell: Aero-Gravel
Einsatz: Gravel & Strasse
Bauweise: Stahl fillet brazed
Website: www.kolb-rahmenbau.ch

Wim hat für und mit Ianis Caratti ein gleichzeitig archaisch und modernstes Gefährt in Stahl geschaffen, das Ianis nun schnell durch den Alltag kurven lässt und mit dem er ab und zu auch schnelle Kurvenfolgen an einem Kriterium bewältigen kann. Am Sonntag dann? Mit dem Gravelradsatz über die Hügel rund um Zürich.

Statement der Jury: «Aero Gravel» irritiert und fasziniert durch unkonventionelle Lösungen und Details, die dem Gefährt was authentisches, rohes verleihen. Das Handwerk ist sichtbar, was die die Eigenständigkeit sogar unterstützt. Die Ausstattung absolut auf dem Gipfel der Zeit, somit wohl auch die Performance garantiert, auch wenn im Windkanal wohl das eine oder andere Prozent an Effizienz noch herausgefeilt werden könnte.

Überraschend und als Gesamtes wunderbar auf den Punkt: Gold!

silber und veloplus-publikumspreis: 441

Charles Henry mit dem vierrädrigen Velomobil “441”

charles henry, zürich / ch

Modell: 4-rädriges Velomobil
Einsatz: Velomobil für eine Person und viel Gepäck für Alltag, Touren, Rennen. Fahrbar auch als Cabrio im Hochsommer und für Kindertransport
Bauweise: Faserverstärkte Kunststoffe (Carbon, Kevlar), Aluminium, Polyamid, Stahl; CAD/CAM gefräste Modellteile für Negativformen, Fertigteile nasslaminiert oder Prepreg in Negativformen
Website: www.velomobil.ch

4-Rad Velomobil Statement in CFK von Charles Henry, gebaut in Zusammenarbeit mit Jörg Birkenstock (speedbikes.ch). Charles bringt mit 441 seine Ideen und seine Erfahrung auf den Punkt und zeigt das Potential von vierrädrigen Velomobilen auf: kippstabil, geräumig, effiziert auch mit vier Rädern.

Statement der Jury: Unverkennbar ein Velomobil, raubt einem «441» vor allem beim Blick unter die Haube den Atem: der Perfektionsgrad, sowohl konzeptuell als auch in Bezug auf die handwerkliche Umsetzung, sind schlicht unglaublich. Die Entwicklungs- und Fertigungstiefe ist extrem hoch: Chassis, Karosserie aber auch Antiebsstrang, Schaltung, Federung und Beleuchtung sind alles Eigenentwicklungen – überzeugend und eindrucksvoll. «441» ist mit Sicherheit das effizienteste vierrädrige Gefährt auf den Zürcher Strassen.

bronze: dreier

patrick dreier, zürich / CH

Modell: Dreier Allroad
Einsatz: Strasse
Bauweise: Edelstahl fillet brazed, Carbon-Sattelrohr
Website: www.dreiercycles.ch

Die Idee schwelt schon seit gut 6 Jahren: nun hat Patrick das «Dreier» in knapp 10 Tagen realisiert: Chapeau! Die Pace ist vorgelegt, hat er sich «Dreier» doch gebaut zum KOMs jagen: in Stahl, gelötet, mit eingeklebtem CFK-Sattelrohr und vollintegrierter Leitungsverlegung.

Statement der Jury: Klassische Moderne – «Dreier», ein wunderbar stimmiges Gefährt, das eigenständige Lösungen, formale Gestaltung und Finish zu einem schlüssigen Gesamten verbindet. Stimmig und in einer Form, wie es in einem Designbüro wohl nicht entstehen, würde zeigt «Dreier» so die Gültigkeit des Massrahmenbaus auf. Dass es schnell sein kann, daran zweifeln Betrachterin und Betrachter keinen Sekundenbruchteil.