2017
NOBLESSE OBLIGE
9. BLC 2017
das Schönste Edel-Rad
Adel verpflichtet: die neunte Ausgabe des Bike Lovers Contest vereinte die vornehmsten handgebauten Velos aus der Schweiz und Deutschland im Wettstreit der Emotionen. Unter dem Motto "Noblesse Oblige" traten nur die Feinsten an: Vom polierten Edelstahl-Velo über ein Kinder-Laufrad aus Titan und Carbon; von einem exzentrisch-luxuriösen E-Bike mit doppelter Brems- und Lichtanlage bis hin zum fetten, genieteten Elektro-Cruiser, der einer alten Berliner Brücke nachempfunden ist. Dreizehn edle Rösser buhlten um die Gunst von Fachjury und Publikum. Mit teuren Komponenten allein gab es aber hier keine Lorbeeren; gefragt waren Kreativität und Hingabe, die das Herz berühren.
Standesgemäss glänzten die Perlen des handwerklichen Fahrradbaus im Rampenlicht der Bühne. In der Schiffbau Box des Zürcher Schauspielhauses präsentierten sich die Kreationen während des Urban Bike Festival vom 7.-9. April.
Sieger 2017
Gold: KLEINLASTER
Nele Dittmar / Josef Vogeltanz, Halle / D
Modell: KleinLaster
Einsatz: Alltags- und Lastenrad
Bauweise: Stahl, Fillet Brazed
Website: www.keinlaster.de
Die Jury war sich einig, dass das Thema Edelrad im „KleinLaster“ von Nele Dittmar und Josef Vogeltanz mit herausragender Kreativität und Hingabe interpretiert wurde. Die studierte Designerin schafft es, aus einem Cargo-Bike ein elegantes Alltagsrad herauszudestillieren. Nach ihren eigenen Bedürfnissen konzipiert, ist der Prototyp vollgepackt mit schönen Details und cleveren Lösungen wie der elegant einziehbaren Lastaufhängung. Das handwerkliche Niveau und die aussergewöhnliche Ästhetik werden komplettiert durch sensationelles Fahrverhalten – Nele ist schliesslich aktive Bike-Polo Spielerin.
Silber: Wanderlust
Daniel Pleikies, Berlin / D
Modell: Wanderlust
Einsatz: long distance / randonneuring
Bauweise: Titan, TIG geschweisst
Website: www.wheeldan.de
Daniel Pleikies, Sieger von 2014, schafft mit seinem „Wanderlust“ ein Reiserad aus einem Guss. Durch die präzise Ausrichtung auf das Radwandern, den konsequenten Einsatz von Titan für Rahmen, Gabel, Vorbau und den Front-Träger schafft "wheeldan" eine elegante Einheit, perfekt auf die gewünschte Funktion ausgerichtet. Die Ideen sind teilweise so subtil umgesetzt, dass die integrierte Klingel oder das Teilbare Schutzblech anfänglich gar nicht erst auffallen. Doch das Rad glänzt trotz der Reduktion mit Präsenz und Eleganz. 8.5 kg, bereit zum Start in die Freiheit, mit integriertem Dynamo-Licht und Schutzblechen wohl ein unerreichter Rekordwert.
Bronze: Hrimfaxi
Patrik Widmer, Biel / CH
Modell: Hrimfaxi
Einsatz: Randonneur für Stadt und Land
Bauweise: Stahl, Fillet Brazed
Website: www.47grad-nord.ch
Patrik Widmer zelebriert mit seinem Gentleman-Randonneur „Hrimfaxi“ das Understatement. Der Stahl-Rahmen, wunderbar ohne Muffen gelötet (Fillet Brazed), vereint die Qualitäten eines Rennrades mit denen eines Tourenvelos: schnell, leicht und für etwas Zuladung geeignet, den Eigenschaften der klassischen Randonneur Rahmen eben - Patrick von 47° Nord überträgt das Konzept gekonnt in die Neuzeit. Funktional herausragende Komponenten ergänzen Rahmen und Gabel. Die Teile-Selektion ist subtil, kein Element sticht aus dem Verbund hervor, er vermeidet Blendwerk und schafft so klassische Schönheit.
Publikumspreis: Schack
Jacques Gengler (+ Martin Schlimbach, Javed Hasseli, Emmanuel Viala), Zürich / CH
Modell: Schack
Einsatz: Alltagsvelo, Tourenrad und manchmal auch CX-Maschine
Bauweise: Eichenholz, schicht- und formverleimt
Website: backtowood.tumblr.com
"Schack", als Publikumsliebling gekürt, ist eine Kooperation von Freunden: Initiiert ist das Projekt durch Jacques Gengler, bei der Realisation haben Emmanuel Viala, Javed Hasseli und Martin Schlimbach von Teamwerk 46 mitgewirkt. Die Basis bildet Arnsburger Eiche, geschlagen unweit von der Schreinerei, in der sie in Leisten gesägt und zu einem massiven Block verklebt wurde. Von Hand wurde in klassischer Modelbauer-Manier die Aussenform als linke und rechte Hälfte in den Block geschnitten und geschliffen, dann innen hohl ausgefräst. Mit zwei Aluminiumrohren bei Sattel-und Steuerrohr wurde das Ganze zu einem knapp 2,4 kg leichten Verbund verklebt. Das Ergebnis ist einer der Schleck-Brüder schon gefahren, überrascht, wie steif sich das nachhaltige Werk fährt. Das täglich genutzte Rad hat bereits 3500 km auf dem Buckel.